Zwei Menschen, zwei Landkarten – Streit und Ärger beginnen manchmal bereits bei der Beschreibung eines Sachverhalts, also der Landschaft. Hintergrund hierfür sind die folgenden unterschiedlichen Kommunikationsebenen:
- die Sachebene nimmt lediglich einen kleinen Teil, der zwischen 10 bis 20% der Kommunikation liegt, ein
- die Beziehungsebene bildet den weitaus größeren Teil von 80 bis 90%
Wir sind es gewohnt, Sachverhalte nicht neutral oder objektiv, sondern in Form unserer eigenen Meinungen wiederzugeben. Ungeachtet dessen, ob der Gesprächspartner anderer Meinung ist. Im Resultat wird scheinbar über Sachverhalte diskutiert und im schlimmsten Fall sogar aufs heftigste gestritten. Keiner der beiden Kontrahenten realisiert in diesem Augenblick, dass es sich im Grunde um Missverständnisse handelt und um Gefühle, die das Ergebnis unerfüllter oder verletzter Bedürfnisse sind.
Um den eigentlichen Sachverhalt und die Meinungen auseinanderhalten zu können, ist es hilfreich, eine Beobachtung von einer Bewertung oder Interpretation trennen zu können. In der Paartherapie schule ich häufig im Rahmen eines Kommunikationstraining die Unterscheidung zwischen Bewertung und Interpretation.
Dieses Beispiel zeigt die Unterschiede:
- „Meine Frau hat ein Essen gekocht, das salzig schmeckt“. Beobachtung.
- „Meine Frau hat das Essen liebevoll/ lieblos gekocht,“. Interpretation.
- „Das Essen, das meine Frau gekocht hat, schmeckt gut/schlecht“. Bewertung.
Hier wird deutlich, wie schnell vor allem negative Interpretationen und Bewertungen zu einem – wahrscheinlich unnötigen – Streit über eine Beobachtung führen können.
Allerdings gebe ich zu bedenken, dass es keine Garantie dafür gibt, dass selbst eine rein objektive Äußerung einer Beobachtung ohne negative Konsequenzen bleibt. Es steht ja dem Gesprächspartner immerhin noch die Möglichkeit offen, die Bemerkung „Die Suppe schmeckt salzig“ als Beleidigung zu interpretieren.
Zusätzlich erschwerend ist, dass der weitaus größte Teil der Botschaft nonverbal kommuniziert wird. Dazu gehören beispielsweise die Körpersprache, Mimik und der Klang der Stimme. Gerade die nonverbale Kommunikation läuft häufig unbewusst ab. Auch wenn wir nicht sprechen, senden wir unsere Stimmung durch unsere Haltung und unseren Gesichtsausdruck nach außen.
An dieser Stelle ist zu bemerken, dass einer der Gesprächspartner alleine die Möglichkeit in den Händen hält, das Gespräch entgleisen zu lassen. Für eine wohlwollende Kommunikation in der Partnerschaft ist der Wille beider Partner nötig.